Chirurgische Praxis Dr. Welk und Dr. Bultmann

Skidaumen (und andere Bandverletzungen)

Definition

Als Skidaumen wird der unfallbedingte Riss des ellenseitigen Seitenbandes am Daumengrundgelenk bezeichnet. Hierbei unterscheidet man zwischen dem Riss des Bandes, einer zerrungsbedingten Dehnung und dem knöchernen Bandausriss. Bei einer kompletten Ruptur kann der körpernahe Bandstumpf über eine Muskelansatzsehne umschlagen (nach dem Erstbeschreiber Stener-Läsion genannt). Dies macht es unmöglich, dass das Band durch eine rein konservative Therapie mit einer Gips- oder Schienenruhigstellung heilt.

Entstehung

Der Skidaumen ist die häufigste Bandverletzung am Daumen­grundgelenk. Die Verletzung entsteht zumeist durch ein gewaltsames Abspreizen im Daumengrundgelenk durch eine von aussen wirkende Kraft. Dies kann beispielsweise durch einen Sturz auf den ausgestreckten Daumen (z.B. mit Skistock) oder auch durch ein Hängenbleiben des Daumens bei anderen Gelegenheiten erfolgen.

Symptomatik

Es findet sich häufig eine deutliche Schwellung und ein Bluterguss ellenseitig am Daumengrundgelenk. Zudem bestehen Schmerzen auf der Ellenseite des Daumengrund­gelenkes. Diese lassen sich durch Abspreizung des Daumens ver­stärken.

Das Seitenband stabilisiert das Grundgelenk. Ist es gerissen, so ist ein fester Spitzgriff kaum möglich, denn der Daumen weicht zur Seite ab. Auch das Umgreifen größerer Gegenstände bereitet Schwierigkeiten, da der Daumen nach aussen abgleitet. Bei der passiven Prüfung zeigt sich eine deutlich verstärkte Aufklappbarkeit im Vergleich zur Gegenseite (siehe Röntgenbild).




Diagnostik

Die Diagnose kann in den meisten Fällen klinisch gestellt werden. Durch eine Röntgenaufnahme muss ein Knochenbruch ausgeschlossen werden. Mit Hilfe der Sonographie kann festgestellt werden, ob das Band nur teilweise oder komplett gerissen ist und ob es hinter einer Sehne umgeschlagen ist (Stener-Läsion) und damit keine Chance hat, zu heilen (siehe oben).

Behandlung

Unbehandelt führt die Ruptur des ellenseitigen Seitenbandes häufig zur chronischen Instabilität im Daumengrundgelenk und damit zu einem bleibendem Kraftverlust. Langfristig kommt es zur Entwicklung einer Arthrose (Gelenkverschleiß).

Handelt es sich bei der Verletzung um eine Zerrung des Seitenbandes, ist eine konservative Therapie mit einer Gips- oder Schienenruhigstellung über 4-6 Wochen möglich. Auch wenn ein kompletter Riss des ellenseitigen Seitenbandes des Daumengrundgelenkes vorliegt, ist prinzipiell eine nicht operative Behandlung möglich, allerdings nur, wenn keine Stener-Läsion (s.o.) vorliegt, also der körpernahe Bandstumpf nicht umgeschlagen ist.

Da dies trotz modernster Untersuchungstechniken nicht 100%ig auszu­schließen ist, empfehlen wir im Zweifelsfall die operative Versorgung. Dabei wird das Band und die evtl. gerissenen Kapselanteile genäht. Ist das Band am Knochen abgeschert, so kann es am Knochen mit einem kleinen Knochenanker aus Titan refixiert werden.

Postoperativ wird das Daumengrundgelenk mit einem zirkulären Handschuhgips für 6 Wochen ruhiggestellt. Schon während dieser Ruhigstellung sollte das Endgelenk des Daumens beweglich gehalten werden. Nach der Ruhigstellung ist eventuell Krankengymastik erforderlich, um die volle Beweglichkeit des Daumens wieder herzustellen. Die volle Belastbarkeit des Daumens ist nach 12 Wochen wieder gegeben.

Ergebnisse

In den meisten Fällen kann das Daumenseitenband wieder gut stabilisiert werden. Durch die lange notwendige Ruhigstellung ist das Daumengrundgelenk nach der Operation möglicherweise nicht mehr ganz so beweglich wie vorher.

Komplikationsmöglichkeiten

Trotz Therapie kann eine Instabilität im Daumengrundgelenk verbleiben, da auch die Bandstruktur durch die Verletzung geschwächt werden kann. Zudem kann es im Heilungsverlauf zu einer erneuten Ruptur des Bandes kommen. Bleibt das Daumengrundgelenk auf Dauer instabil, kann dies zu frühen Verschleißerscheinungen im Sinne einer Arthrose führen.

Weitere Bandverletzungen an der Hand

Alle anderen Bandverletzungen an den Fingergelenken können prinzipiell ähnlich behandelt werden. Hierzu ist zunächst eine klinische Untersuchung mit sich daran anschließender ausführlicher Beratung in unserer Praxis erforderlich.



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