Chirurgische Praxis Dr. Welk und Dr. Bultmann

Dupuytren Erkrankung

Definition

Die Dupuytrensche Kontraktur, benannt nach dem französischen Chirurgen Baron Guillaume Dupuytren, ist eine gutartige Erkrankung des Binde­ge­webes, vornehmlich in der Hohlhand. Es kommt zu Knoten- und Strangbildungen, die später durch Verlust der Elastizität des Gewebes zu einer zunehmenden Beugestellung bzw. Streckbeeinträchtigung einzelner oder mehrerer Finger führen. Die Erkrankung tritt familiär gehäuft auf, Männer sind überwiegend betroffen, bei Frauen tritt sie wesentlich seltener auf.

Entstehung

Die genaue Ursache des Krankheitsbildes ist noch unklar. Es bestehen familiäre Häufungen, außerdem kommt die Erkrankung bei Europäern häufiger vor. Ein Zusammenhang mit Lebererkrankungen, Zuckerkrankheit und Alkoholismus wird diskutiert, ist aber nicht bewiesen. Ebenso werden Verletzungen als Ursache nicht anerkannt. Ein Auftreten der Dupuytrenschen Kontraktur nach einer Verletzung ist als zufällig anzusehen.

Symptomatik

Bei der Dupuytrenschen Kontraktur wird das Bindegewebe in der Hohlhand sowie an den Beugeseiten der Finger befallen. Seltener finden sich streckseitig Fingerknöchelpolster oder auch Veränderungen an der Fußsohle. Die Krankheit beginnt mit punktförmigen Einziehungen der Haut meistens im Bereich der Hohlhand, später treten größere Knoten auf, die sich zu längs verlaufenden Strängen bis zu den Fingern zusammenschließen und so deren Bewegung zunehmend einschränken. Klein- und Ringfinger sind am häufigsten, Daumen und Zeigefinger selten befallen. Die Stränge verursachen eine zunehmende Beugung der Finger, wobei das Fingergrundgelenk als auch das Fingermittelgelenk von der Kontraktur betroffen sein können. Im weit fortgeschrittenem Stadium beobachtet man manchmal eine Überstreckung im Endgelenk. Die Beugesehnen sind an diesem Prozess nicht beteiligt. Nerven- und Blutgefäße der Finger sind massiv vom befallenen Bindegewebe umwachsen, aber selten in ihrer Funktion beeinträchtigt. Der Verlauf kann sehr langsam aber auch rasch fortschreitend sein. Schmerzen sind eher selten.



      


Diagnostik

Die Erkennung der Erkrankung ist aufgrund der typischen Veränderungen einfach. Nur im Anfangsstadium müssen andere Gewebeneubildungen (gut- oder bösartiger Tumor) oder Bandverengungen (schnellender Finger) bedacht werden.

Behandlung

Lokale Salbenanwendungen, Medikamente, Massagen und Krankengymnastik führen nicht zum Erfolg. Die Behandlung ist allein operativ. Es sollte hierbei nicht zu früh operiert werden, sondern erst, wenn es bereits zu einer Beugekontraktur eines Fingergelenks gekommen ist, da sonst das Rezidiv (Wiederkehr der Erkankung) vorprogrammiert ist. Bei Beugestellung eines Fingergelenkes von 30° ist eine operative Behandlung gerechtfertigt.

Operationsmethoden:

1. Vollständige Operation

Der Eingriff erfolgt in Larynxmaskennarkose sowie in Oberarmblutleere. Das genaue Vorgehen unterscheidet sich von Fall zu Fall in Abhängigkeit von dem Schweregrad der Erkrankung und der Zahl der betroffenen Finger. Über einen zick-zack-förmigen Hautschnitt wird das gesamte veränderte Bindegewebe vollständig entfernt. Der Eingriff wird mit Vergrößerungstechnik (Lupenbrille) vorgenommen, um insbesondere im Bereich der Finger die Nerven und Blutgefäße sicher zu schonen. In fortgeschrittenen Stadien sind evtl. zusätzliche operative Schritte wie eine Gelenklösung, plastische Hautoperationen oder eine Hautverpflanzung notwendig, um die Haut wieder spannungsfrei verschließen zu können.

2. Perkutane Nadelfasziotomie

Als Alternative zur o.g. großen Operation gibt es noch eine kleinere Operationsmöglichkeit für z.B. ältere, nicht narkosefähige Patienten oder für Personen, die mitten im Berufsleben stehen und sich eine schnelle Linderung wünschen ohne lange auszufallen. Bei dieser Methode wird der Strang in örtlicher Betäubung mit mehrfachen Punktionen durch eine Nadel perforiert, sodass er sich nach circa 20 Minuten Behandlung durch passive Streckung des Fingers aufbrechen lässt. Diese Behandlungsmethode ist nur bei einer speziellen Konfiguration der Stränge erfolgversprechend. Es muss ausdrücklich darauf hingewiesen werden, dass das derbe Gewebe hierbei in der Hand verbleibt und nur die Beugung unterbrochen wird.

3. Medikamentöse Auflösung des Stranges durch Kollagenase

Vollständigkeitshalber sei erwähnt, dass ab 2011 in Deutschland ein Medikament zugelassen war, welches nach Injektion in den Strang eine medikamentöse Auflösung des Stranges ermöglicht hat. Der Hersteller hat den Vertrieb des Medikamentes in Deutschland leider seit dem 16.5.2012 wieder eingestellt.

4. Bestrahlung

Im Frühstadium wird teilweise eine Bestrahlung empfohlen, die das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen kann. Ob diese Methode in Betracht kommt, muss im Einzelfall nach genauer Abwägung der Vor- und Nachteile entschieden werden. Es kann die später erfolgende Operation erschweren.

Nachbehandlung

Sehr wichtig ist die konsequente Hochlagerung des operierten Armes nach der Operation, um Schwellungen vorzubeugen. Nach der ambulanten Operation bei uns werden Sie regelmäßig zu Verbandswechseln einbestellt. Spätestens nach dem ersten Verbandswechsel muss mit selbstständiger oder assistierter Übungsbehandlung begonnen werden. Bei komplikationslosem Verlauf können die Fäden am 12. - 14. Tag nach der Operation gezogen werden. Gelegentlich kommt es jedoch durch die komplizierte Operation und die Hautlappenplastiken zu Wundheilungsstörungen, die dann längere Zeit benötigen.

Darüberhinaus ist bei der zweiten Behandlungsmethode in jedem Fall und bei der ersten gelegentlich das Tragen eines speziellen Handschuhs zur Streckung der Finger in der Nacht oder die Anpassung und das Tragen einer Lagerungsschiene zur Streckung des Fingers tagsüber erforderlich. Der Handschuh wird in der Nacht über 3 Monate getragen, die Schienen tagsüber stundenweise bis zu einem halben Jahr.





Ergebnisse

War die Verkrümmung des Fingers noch nicht weit fortgeschritten, sind die Ergebnisse meist sehr gut, die Beweglichkeit kann dann vollständig wiederhergestellt werden und die Narben sind nach einigen Wochen kaum noch zu sehen. Die Komplikationsrate steigt mit der Ausdehnung des Befundes und der Zahl der vorausgegangenen Eingriffe. Ein Rezidiv (Ausbildung von neuen Kontraktursträngen) kann nicht verhindert werden. Sie können wieder auftreten, müssen aber nicht.

Komplikationsmöglichkeiten

Zu nennen sind Wundheilungsstörungen, Nachblutungen, Nervenverletzungen mit Gefühlsstörungen im Bereich der Finger sowie schmerzhafte Schwellungen. Die Nachbehandlung kann gelegentlich sehr lange sein. In einem gewissen Prozentsatz kommt es zu einem Wiederauftreten der Erkrankung, die eine erneute Operation erforderlich machen kann.

Texte, Bilder und Design © 2017 E. Welk / C. Bultmann - Web layout jmbnet.de